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Juli 15, 2013 Redaktion Allgemein 0
Nun hat Knut ( http://www.berlin.de/tourismus/nachrichten/2771722-1721038-denkmal-fuer-eisbaer-knut-im-berliner-zo.html ), das niedliche weiße Wollknäuel, ein Eisbär, der viel zu schnell groß wurde und dann auch viel zu früh verstarb, im nationalen Naturkundemuseum in den Niederlanden eine vorübergehende Heimat gefunden. Denn hier wird der Liebling des zoologischen Gartens Berlin, der Fans in aller Welt hatte, nun ausgestopft gezeigt. Wobei nicht nur dieses Präparat an den jungen, tapsigen Bären und seinen Pfleger, den ebenfalls früh verstorbenen Thomas Dörflein, erinnert. Denn auch im Tierpark und auf dem Spandauer Friedhof finden sich Gedenksteine … doch was führte, neben einer durchaus geschickten Vermarktung, dazu, dass das Medienecho derart groß war!? Was bringt uns dazu, dass wir Tierkinder derart süß finden und einfach nur knuddeln wollen?
Nun, Verhaltensforscher sprechen in diesem Zusammenhang von einem so genannten Kindchenschema. Das findet sich bei menschlichen Babys wie auch vielen Tieren. Ein runder Kopf, Pausbäckchen und scheinbar übergroße Augen appellieren, nahezu ohne dass wir es merken, an unseren „Brutpflegeinstinkt“. Ein starker Schlüsselreiz, den bereits Konrad Lorenz in den 1940 er Jahren erkannt hat.
Bei „Flaschenkindern“ und Handaufzuchten kommt dann noch die traurige Vorgeschichte dazu, dass der kleine Tropf von seiner Mutter verstoßen wurde – und wir können nicht anders, als dieses Fellknäuel zu lieben!
Dabei ist es so, dass manche Tierarten und Hunderassen, wie Pekinesen oder viele Singvögel, dieses Kindchenschema und diese rundlichen Proportionen ein Leben lang beibehalten. Echte Wonneproppen, vor denen sich nie jemand fürchten wird. Die markante Kopfpartie eines adulten Dobermanns dagegen wird vielen einen gehörigen Respekt einflößen. Und auch das forsche Äußere eines erwachsenen Adlers wird eher für Wildheit, wenn nicht gar Gefahr stehen.
Freilich ist es nicht immer unbedenklich, wenn wir uns, zu stark, von unseren Muttergefühlen leiten lassen. So gibt es Zoos, die eine Handaufzucht (solche Tiere werden in den seltensten Fällen ein natürliches Verhalten zeigen) generell ablehnen. Wer von der Mutter verstoßen wird, wird, wie in freier Wildbahn, sterben!
Eine harte Entscheidung, die auch bei manchem treuen Hundeblick angebracht ist. Denn gerade jetzt, zur Urlaubszeit, wird die osteuropäische Hundemafia wieder sehr aktiv sein. Und, auf Wochenmärkten längs des Plattensees, arglosen Touristen niedliche Welpen aus dem Kofferraum heraus anbieten. Wer da schwach wird, unterstützt das Geschäft mit den traurigen Hundebabys. Und wird sich in der Regel einen Partner mit einer schwachen gesundheitlichen Konstitution und einem unzureichenden Sozialverhalten ins Haus kommen. Denn viele dieser kleinen Fellknäule wurden viel zu früh, mit vier Wochen, von ihrer Mutter getrennt. Und werden dadurch, ihr Leben lang, einen Knacks und ein Problem haben.
Tierschützer und Organisationen wie die „Aktion Tier“ warnen daher schon etliche Jahre vor dem skrupellosen Welpenhandel auf Polen- und Ostblockmärkten. Und raten, „selbst wenn einem das Mitleid in der Brust brennt“, von einem Kauf ab: „Nicht nur die relativ hohe Wahrscheinlichkeit, ein krankes Tier zu bekommen, sowie die Tatsache, dass durch den Kauf der gewissenlose und ausschließlich profitorientierte Handel unterstützt wird, sollten nachdenklich machen!“ Letztendlich würden auch rechtliche Konsequenzen drohen. Denn gemäß der Deutschen Tierschutz-Hundeverordnung dürfe ein Welpe erst im Alter von über acht Wochen vom Muttertier getrennt werden: „Wer etwa aus Unwissenheit ein jüngeres Tier ersteht, handelt ordnungswidrig“, erklären die Tierschützer.
Es gibt gute Gründe, warum wir Hundewelpen so anziehend finden. Tatsächlich war das so genannte Kindchenschema bereits Konrad Lorenz bekannt!
Das kühne Äußere eines Adlers wird uns, ganz im Gegensatz zu dem zeitlebens niedlichen Singvogel, eher Respekt abnötigen!
Copyright by Peter Hoffmann
Fotos: Peter Hoffmann
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