Zuletzt aktualisiert September 25th, 2023 9:41 PM
Dez. 24, 2018 Redaktion Allgemein, Aquaristik, Exoten, Fische, Hunde, Katzen, Nagetiere, Nutztiere, Pferde, Terraristik, Tierbedarf, Tierschutz, Videos & Bilder, Vögel, Voraussetzungen, Wildtiere 1
Tiere bekommen unsere Stimmungsschwankungen mit. Sie können sich nicht nur mit uns freuen, wenn wir ausgelassen sind, sondern sich durchaus beunruhigt zeigen, wenn wir traurig sind.
Mittlerweise ist es wissenschaftlich bewiesen, dass viele Tiere echtes Mitgefühl empfinden können und sich um die Leidenden kümmern. Das Phänomen tröstender Tiere weckte starke Neugier in den Köpfen der Forscher. Sie begannen daraufhin mit sämtlichen Forschungsarbeiten, welche Spezies Trostverhalten zeigten, und welchen Zwecken dieses eigentlich dient.
Doch welche Rolle spielen tröstende Tere in der Evolution des Mitgefühls beim Menschen?
Ein Biologe hat bei Raben zwei Jahre lang beobachtet, dass nach Kämpfen, bei denen wirklich die Federn flogen, der jeweilige Verlierer, der sich mit gerupften Federnin eine Ecke zurückzog, eben nicht einfach “sitzen gelassen” wurde – schon nach jeweils wenigen Minuten flog ein Gefährte oder eine Gefährtin des Verlierer-Rabens herbei, um ihn mit dem Schnabel zu kraulen. Der liebkoste Rabe legte den Kopf nach hinten, schloss die Augen und genoß die Streicheleinheiten.
Erstmalig wurde dieses Verhalten bei Rabenvögeln wie Raben und Saatkrähen, und Primaten wie Schimpansen, Gorillas und Bonoboas zu beobachtet. Mittlerweile haben Forscher entdeckt, dass auch Wölfe, Hunde und Bärenmakaken Trost spenden. Affen beispielsweise umarmen den Verlierer, küssen und lausen ihn, Bonobos heitern ihre Artgenossen gern mit einer Runde Sex auf. Wölfe und Hunde legen sich neben den Verlierer, lecken und beschnüffeln ihn und versuchen, ihn zum Spielen zu animieren. So fassten die Forscher den Entschluss, dass Trösten alles andere als banal ist, sondern als hohe Form der Empathie gilt. Denn die Tiere müssen zunächst die Emotionen des Leidenden überhaupt spüren und daraufhin willens und fähig sein, diese Niedergeschlagenheit zu lindern. Dazu muss das Tier sich selbst als eigenständiges Wesen begreifen und den anderen als ein vom eigenen Selbst getrenntes Wesen erkennen; und dazu das Talent zum Perspektivwechseln, um sich in den anderen hineinzuversetzen.
Tiere, die Mitgefühl empfinden können, leben in sozial sehr komplexen Gruppen. Innerhalb dieser Gruppen ist es überlebenswichtig, dass alle miteinander auskommen. Ein nicht besänftigter Verlierer kann nämlich gefährlich werden und sich etwa bei nächster Gelegenheit auf den Gewinner stürzen oder das Futter nicht mehr mit ihm teilen. Trösten beschwichtigt den Verlierer und stellt die überlebenswichtige Gruppenharmonie wieder her. Dadurch kommt es zu weniger Kämpfen in der Gruppe, wodurch sich die Mitglieder seltener verletzen und weniger Enegerie verschwenden. Den wichtigen Trost spendet dabei weniger das Leittier oder ein Verwandter, sondern das Tier welches dem gekränkten am nahesten steht. Die Stärke der Freundschaft hat demnach direkte Auswirkungen auf das Trostverhalten: Je intensiver die Bindung, desto höher die Trost. Forscher schließen daraus, dass Tiere nicht etwa deshalb Beistand leisten, um sich selbst zu schützen – es könnte ja sein, dass sie einen Unterlegenen nur beruhigen, damit der seine aufgestauten Aggressionen nicht an ihnen ausläßt (das kommt wohl tatsächlich häufig bei Schimpansen vor, wo der Verlierer gerade von jenen aufgemuntert wird, die er sonst mit Vorliebe verhaut). In den meisten Fällen nimmt man an, dass hinter Trost echtes Mitgefühl steht, das aus einer engen Bindung entwickelt.
Aus den Forschungsergebnisse wird einem bewusst, wie tief die Wurzeln des menschlichen Mitgefühls sind. Wenn schon der gemeinsame Vorfahr von Schimpanse und Mensch vor fünf Millionen Jahren den Kummer seiner Artgenossen spüren und tröstend eingreifen konnte, wurde der Mensch während seiner Evolution in der Zwischenzeit zum Meister-Tröster: Während Tiere “nur” ihre engsten Freunde aufrichten, stehen Menschen manchmal auf ganz Fremden zur Seite: eine ganz neue Qualität des Mitgefühls.
Sep. 25, 2023 24
Dez. 01, 2022 1.750
Sep. 25, 2023 24
Dez. 01, 2022 1.750