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Mai 13, 2013 Redaktion Exoten, Terraristik 0
Ausgesetzte Schlangen, die dann plötzlich – via Kanalisation -, in Mietwohnungen auftauchen, sind für die Medien immer wieder ein Thema. Umso mehr, wenn das Reptil gar giftig oder zumindest sehr groß daher kommt …
Dann nämlich sind Schlangen plötzlich auch Polit-Magazinen wie dem Focus eine eigene Meldung wert: „30 Kilo schwere Riesenschlange ausgesetzt“, titelte der zum Beispiel im Jahre 2010 und merkte an (http://www.focus.de/panorama/welt/ludwigsfelde-30-kilo-schwere-riesenschlange-ausgesetzt_aid_482757.html), dass die Spaziergänger in Ludwigsfelde wohl nicht schlecht gestaunt hätten. Denn das, was da südlich von Berlin auf einem Waldweg lag, war annähernd 4 Meter lang und entpuppte sich schließlich als Tigerpython: „Das rund 30 Kilogramm schwere Tier war offenbar schon längere Zeit im Freien“, beschrieben die Focus-Autoren seinerzeit die Kältestarre des wechselwarmen Tieres und zitierten einen Polizeisprecher, demzufolge die Beamten das Reptil mit bloßen Händen zu ihrem Streifenwagen getragen und danach zu einem Tierarzt gebracht hätten.
Glück im Unglück also für die Schlange, denn es sind eben nicht nur wir Menschen und unsere natürliche Fauna, die durch ausgesetzte Exoten in Gefahr geraten. Vielmehr verenden viele jener Reptilien, die einst als Babykaimane oder nur münzgroße Schildkröten angeschafft und dann später wie eine Wegwerfware „entsorgt“ werden, jämmerlich – ganz einfach, weil das Tier für ein (Über)Leben in unseren Regionen eben nicht „gemacht“ ist!
Dennoch ist der Schreck natürlich auch bei den Findern groß. Umso mehr dann, wenn das Reptil auch noch im Bett liegt oder, via Kanalisation, aus dem WC kriecht. Fälle, mit denen Experten und Auffangstationen leider nur allzu vertraut sind. Ja, gerade in den Sommermonaten erhalte man nahezu täglich Anrufe von Feuerwehr und Polizei, die um aufgefundene Reptilien und deren Leiden kreisen, bestätigt die Auffangstation für Reptilien in München. Hier erinnert man sich noch gut an einen besonders aufsehenerregenden Riesenschlangenfund (http://www.reptilienauffangstation.de/), bei dem es sich ein Königspython ausgerechnet unter der menschlichen Ruhestätte bequem gemacht hatte: „Als sich eine Münchnerin am späten Abend in ihr Bett legen wollte, staunte sie nicht schlecht, als sie unter dem Federbett von einer Schlange angestarrt wurde“, beschreiben die Pfleger den Alptraum einer jeden Hausfrau: „Doch Glücklicherweise sind Königspythons harmlose kleine Riesenschlangen, die selten zubeißen!“
Harmlos für unsere Umwelt sind all die ausgesetzten Exoten dagegen mitnichten. Denn einige davon schaffen es eben doch, zu überleben und sich gar zu vermehren. So sieht (http://www.bund.net/themen_und_projekte/artenschutz/amphibien/bedrohung_schutz/gefahr_ochsenfrosch) der BUND im Ochsenfrosch, einem hierzulande gar nicht so seltenen „Gast“ aus Amerika, zum Beispiel eine für unsere heimischen Lurche tödliche Gefahr. Das Tier werde rund ein Kilo schwer und nerve eben nicht nur mit seinem dumpfem Gebrüll: „Aufgrund ihrer Größe und der Tatsache, dass sie alles fressen, was sie überwältigen können, stellen Ochsenfrösche – als Feind und Nahrungskonkurrent – eine ernste Gefahr für unsere heimische Tierwelt dar“, erklären hier die Experten. Gute Gründe also, warum auf Ochsenfrösche immer wieder Jagd (http://www.fisher2fisher.de/oeko/ochsenfrosch.htm) gemacht wird und auch hier die Nachrichten-Magazine besorgt sind. Tatsächlich berichtet nämlich auch der Stern (http://www.stern.de/wissen/natur/ochsenfrosch-der-nimmersatt-306486.html) über den fiesen, fetten und zudem vermehrungsfreudigen Nimmersatt, „der nahezu alles frisst, was ihm vors Maul kommt.“
Fiese Verletzungen haben freilich auch viele der Reptilien, die aus schlechter Haltung kommen und dann irgendwo in der Natur ausgesetzt wurden. Denn auch am Königspython waren etliche Wehwehchen zu beklagen. Der hatte, wie sich die Reptilienauffangstation erinnert, nicht nur kleinere Verletzungen auf der Haut, die sich die Schlange womöglich bei ihrem Ausbruch aus dem Terrarium und der Wohnung des Besitzers zuzog. Denn zusätzlich wurden alte Narben auf Bauch und Flanke gefunden, was auf eine Verletzung oder Verbrennung hindeuten kann, die schon längere Zeit verheilt war, beschreibt das Team um Dr. Markus Baur, Leiter und Facharzt für Reptilien, den nicht gerade optimalen Gesundheitszustand der Riesenschlange. Wobei der Königspython, schlussendlich, noch Glück hatte. Denn viele der ausgesetzten Exoten würden schlichtweg verhungern, verdursten oder erfrieren.
Gerade der Kauf von Terrarientieren sollte daher gut überlegt werden. Denn viele der niedlichen Wasserschildkröten, die anfangs kaum münzgroß im Becken des Händlers umherpaddeln, können rasch auf 20 bis 30 Zentimeter Panzerlänge heranwachsen und damit für viele Aquaterrarien zu groß werden. Andere Arten, wie die Großkopfschildkröte, können zudem schmerzhaft zubeißen und für die Finger und Hände unvorsichtiger Halter zu einer ernsten Gefahr werden. Das gilt übrigens auch für vermeintlich friedliche Vegetarier wie den Grünen Leguan, der durchaus wehrhaft daher kommt. Zudem sind die Tiere nicht einfach zu vergesellschaften; selbst bei Paaren, die sich lange vertragen haben, können sich die Partner plötzlich heftig attackieren. Vor jeder Anschaffung eines Reptils, ganz gleich ob Schlange oder Lurch, sollten sich Halter in spe daher eingehend informieren!
Der Grüne Leguan ist durchaus wehrhaft und kann, neben Artgenossen, auch seinen Pfleger angreifen!
Schlangen sind faszinierende Pfleglinge – brauchen aber Becken, die perfekt auf ihre Lebensgewohnheiten abgestimmt sind.
Copyright by: Peter Hoffmann & Fotos: Peter Hoffmann
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